Bildung
Fördern und Fordern
Binnendifferenzierung –
von begabt bis lernbehindert
Begabung – was ist das eigentlich? Wenn ein Kind ein überdurchschnittliches Interesse an einem Thema zeigt, sich dieses Thema selbständig oder mit Hilfe erarbeitet, um es dann eigenständig zu nutzen, spricht schon nicht mehr nur von Interesse sondern Begabung (z.B. Begabung für Zahlen, Geschichte usw.).
Hochbegabt sind die Kinder, die in einem Intelligenztest einen Wert von 130 oder mehr erreicht haben. Sollte man also sein Kind sofort testen lassen? Auf gar keinen Fall, denn was nützt uns dieses Ergebnis und was passiert mit diesem Ergebnis?
Kinder mit überdurchschnittlicher Intelligenz (also über 115) sind meist besser in der Lage ihre Intelligenz anzuwenden, als Kinder mit Werten von weit über 130. Es geht also nur darum, wie kann ich das Interesse, die Begabung oder Hochbegabung meines Kindes sinnvoll fördern.
Binnendifferenzierung im Unterricht
Fragen und Lösungsansätze
Beispiel, wie es nicht sein sollte
Im normalen Unterricht sitzen Kinder von begabt, über durchschnittlich bis zu lernbehindert. Im Mathematikbuch gibt es zum Thema Addition fünf Päckchen mit jeweils vier Aufgaben, die von Päckchen zu Päckchen schwerer werden.
Wie gehe ich also vor, um allen Kindern gerecht zu werden?
Das begabte Kind muss alle fünf Päckchen lösen. Das große Mittelfeld der Schüler löst die ersten drei Päckchen und das lernbehinderte Kind braucht nur das erste Päckchen zu lösen.
Ist das ausreichend?
Auf gar keinen Fall, denn diese Aufgabenstellung versucht einzig und allein über die Anzahl zu differenzieren.
Wie könnte es besser gehen?
Das Mittelfeld löst Päckchen eins bis drei. Wer nach dem ersten oder zweiten Päckchen Probleme hat, darf nach vorn zum Lehrer kommen und ihn um Hilfe und Erklärung bitten. Wer diese drei Päckchen gut bewältigt, darf zusätzlich (als persönliche Herausforderung) auch das vierte oder sogar fünfte Päckchen lösen. Als Belohnung und Methodentraining für selbständige Kontrolle müssen bei drei Aufgaben die Gegenrechenoperationen angewandt werden und im Anschluss darf mit dem Taschenrechner (als Belohnung) nachkontrolliert werden.
So könnte also Binnendifferenzierung aussehen.
Der begabte Schüler (Schnelllerner) beginnt nach eigenem Ermessen mit dem vierten oder sogar fünften Päckchen, kontrolliert alle Aufgaben eines Päckchens mit der Gegenrechenoperation und kontrolliert mit dem Taschenrechner. Er darf nicht vom Belohnungssystem ausgeschlossen werden. Anschließend darf er sich selbständig die Aufgaben schwerer gestalten oder im zusätzlichen Material (z.B. aus der nächsthöheren Klassenstufe) arbeiten.
Was passiert mit den langsamen Lernern?
Das lernbehinderte Kind oder Kinder mit Dyskalkulie kommen gleich mit ihrem Heft an den Lehrertisch. Hier wird noch einmal Schritt-für-Schritt die Aufgabe erklärt und gemeinsam gerechnet. Sie versuchen ein oder zwei Aufgaben am Platz und kommen mit ihrem Ergebnis wieder an den Lehrertisch. Auch diese Kinder kontrollieren ihre Ergebnisse mit Hilfsmitteln (z.B. dem Taschenrechner).